Ein eindrucksvolles historisches Drama von Roman Pollanski aus dem Jahr 2019, das auf einer wahren Begebenheit beruht. Es behandelt einen Justizskandal der die französische Gesellschaft und Politik gegen Ende des 19. Jahrhunderts tief spaltete.
Alfred Dreyfus, ein junger, vielversprechender Offizier der französischen Armee, wird am 5. Januar 1895 wegen angeblicher Spionage für Deutschland zu lebenslanger Haft auf der Teufelsinsel im Atlantik vor Französisch-Guayana verurteilt. Zu den Zeugen seiner öffentlichen Verurteilung und Demütigung gehört Marie-Georges Picquart, der zuvor zum Leiter der militärischen Spionageabwehreinheit befördert wurde – jener Behörde, die Dreyfus überführt hat. Als Picquart feststellt, dass auch nach Dreyfus’ Festsetzung noch stets Geheimnisse an die Deutschen verraten werden, wird er auf ein von Antisemitismus durchzogenes System aus Betrug und Korruption aufmerksam. Er stellt sich gegen Befehle und sagt als Zeuge zu Gunsten von Dreyfus aus, um diesen zu rehabilitieren.
Inhaltliche Auseinandersetzung: Aufrichten der Moralität durch ein individuelles ethisches Gewissen
Als Picquart die Unschuld von Alfred Dreyfus erkannt hat und seine Vorgesetzten die Aufklärung der Ungerechtigkeit unterbinden, folgt dieser seinem individuellen ethischen Gewissen. Mit Hilfe des großen französischen Schriftstellers Emil Zola bringt Picquart die wahren Umstände in die breite Öffentlichkeit. Er verliert seine berufliche Position, wird beschattet, in Auslandseinsätze eingeteilt. Obwohl Picquart schließlich in der Öffentlichkeit verleumdet und vom Geheimdienst gedemütigt wird, tritt er mit seiner ganzen Persönlichkeit für die öffentliche Aufklärung der falschen Beschuldigung von Dreyfus ein. Mit Erfolg: Jahre später wird der Offizier Alfred Dreyfus entgültig für unschuldig erklärt und rehabilitiert. Der Film beschreibt was eine Person erlebt, die sich dem eigenen ethischen Gewissen verpflichtet fühlt und was es heißt in einer großen Öffentlichkeit dafür einzutreten.
Zeichnung von Alfred Dreyfus
Zum historischen Kontext
Der Justizirrtum, der auch Elemente von Rechtsbeugung enthielt,[1] weitete sich zum ganz Frankreich erschütternden Skandal aus. Höchste Kreise im Militär wollten die Rehabilitierung Dreyfus’ und die Verurteilung des tatsächlichen Verräters Major Ferdinand Walsin-Esterházy verhindern. Antisemitische, klerikale und monarchistische Zeitungen und Politiker hetzten Teile der Bevölkerung auf, während Menschen, die Dreyfus zu Hilfe kommen wollten, ihrerseits bedroht, verurteilt oder aus der Armee entlassen wurden. Der bedeutende naturalistische Schriftsteller und Journalist Émile Zola musste beispielsweise aus dem Land fliehen, um einer Haftstrafe zu entgehen. Er hatte 1898 mit seinem berühmt gewordenen Artikel J’accuse…! (Ich klage an …!) angeprangert, dass der eigentlich Schuldige freigesprochen wurde. (Quelle Wikipedia).
Ein faszinierendes Drama, unbedingt zu empfehlen!