“Was treibt einen Menschen, der sich ein Leben lang nichts hat zuschulden kommen lassen, zu einem Mord?”. Dieser Frage geht der faszinierende und spannende deutsche Spielfilm aus dem Jahr 2019 nach. Es ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ferdinand von Schirach.

 

Zur Handlung

34 Jahre hat der Italiener Fabrizio Collini als Werkzeugmacher bei Mercedes-Benz gearbeitet. Unauffällig und unbescholten. Und dann ermordet er in einem Berliner Luxushotel einen alten Mann. Grundlos, wie es scheint. Der junge Anwalt Caspar Leinen bekommt die Pflichtverteidigung in diesem Fall zugewiesen. Was für ihn zunächst wie eine vielversprechende Karrierechance aussieht, wird zu einem Albtraum, als er erfährt, wer das Mordopfer ist: Der Tote, ein angesehener deutscher Industrieller, ist der Großvater seines besten Freundes; in Leinens Erinnerung ein freundlicher, warmherziger Mensch. Wieder und wieder versucht er die Tat zu verstehen. Vergeblich, denn Collini gesteht zwar den Mord, aber zu seinem Motiv schweigt er. Und so muss Leinen einen Mann verteidigen, der nicht verteidigt werden will. Ein zunächst aussichtsloses Unterfangen, aber schließlich stößt er auf eine Spur, die weit hinausgeht über den Fall Collini und Leinen mitten hineinführt in ein erschreckendes Kapitel deutscher Justizgeschichte … (Quelle: buecher.de)


Inhaltliche Auseinandersetzung: Die Suche nach Wahrheit im Rechtssystem

Bemerkenswert ist die erstaunliche Wahrheitssuche des unerfahrenen Anwalts Caspar Leinen. Dieser lässt sich trotz enormer Hindernisse nicht davon abhalten, dem Motiv von Collini auf die Spur zu kommen.

Er verkörpert das Bild eines Anwalts, dem das wirkliche Recht am Herzen liegt und dem es gelingt, sich über den Druck von Richter, Staatsanwalt, Nebenkläger sowie den Forderungen seiner Jugendliebe hinwegzusetzen.

Obwohl er im Fall Collini auf intensivste Weise mit seiner eigenen Vergangenheit und Gefühlen konfrontiert wird, folgt Caspar Leinen dem Weg, als Anwalt unabhängig von allem Persönlichen seiner Pflicht zu folgen und Collini nach objektiven Rechtsprinzipien zu verteidigen.

Der Film zeigt in der Person von Caspar Leinen die wachsende Unabhängigkeit und Überzeugungskraft eines nach Wahrheit suchenden Menschen.

 

Das Gesetz der „Kalten Amnestie“

Der Film berührt einen wahren Justizskandal in der deutschen Nachkriegsgeschichte.

„1968 kam es nämlich zur sogenannten „Kalten Amnestie“: Der frühere NS-Staatsanwalt Eduard Dreher war zu dem Zeitpunkt Spitzenjurist im Bundesjustizministerium. Er führte ein unscheinbar wirkendes Gesetz ein, namens „Einführungsgesetz zum Ordnungswidrigkeitengesetz“ (kurz: EGOWiG). Dieser Paragraf sorgte dafür, dass unzählige Naziverbrechen nicht gesühnt wurden. Denn der EGOWiG milderte das Strafmaß für Mordgehilfen ab. Soll heißen: Während Mord die schlimmste Straftat nach Rechtsprechung war und blieb, wurde Beihilfe zum Mord zu einer Straftat, die nach 15 Jahren verjährt.“ (Quelle: www.focus.de)

Fazit

Ein erstaunlicher und faszinierender Film, mit überzeugenden Schauspielern, der den Zuschauer immer mehr in jene Zusammenhänge hineinführt, die sich 1944 in einem kleinen italienschen Ort in der Toscana ereigneten.

 

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